Die Geschichte über die Kunst, das Schwert zu ziehen
Das iai hat heute nicht mehr den geringsten praktischen Nutzen, denn die Techniken mit dem Schwert können keinen Zweck mehr erfüllen, nicht einmal mehr im Sinne einer technischen Überlegenheit über einen Partner in einem sportlichen Wettkampf.
Doch gerade darum ist alles so rein geblieben, der Geist, die Haltung, der Schnitt, die Absicht und ihre Umsetzung. Es ist ein Kampf des Menschen gegen sich selbst.
Das echte iaido kann zugleich als Technik als auch als Geisteszustand definiert werden.
Wer diese Kunst ausübt, strebt durch die exakte und unveränderliche Bewegungsabfolge der kata nach totaler Mobilisierung seiner Energie ki unter Einbeziehung seines gesamten Wesens.
Die Herkunft dessen, was heute als iaido bezeichnet wird, ist untrennbar mit der Geschichte des kenjutsu, der Technik (jutsu) des Schwerts (ken) verbunden.
Bereits aus der Nara-Zeit ( Nara-jidai: 710-794 n.Chr. ) gibt es Überlieferungen, in denen die Praxis des „Weges des Schwerts“ in der Ausbildung des kaiserlichen Adels erwähnt wird.
Das Wort samurai als Bezeichnung eines japanischen, schwerttragenden Kriegers ist eine „moderne“ Bezeichnung, welche im antiken Japan nie so benutzt wurde. Das Wort samurai basiert auf dem japanischen Verb „samurau“, was die Bedeutung von Dienen hat. Die Bezeichnung bushi ist das japanische Wort, welches den Krieger (Samurai) mit adliger Abstammung aus berühmten Krieger-Familien, bekannt als buke, bezeichnet.
Zwischen 1595 und 1598, nach Jahren des Krieges zog sich der legenäre Samurai Jinsuke Shigenobu (1546 – 1621) in den Hikawa Tempel zur Meditation zurück. In dieser Zeit entwickelte er die „meditative Art des Schwertziehens“ welche er als batto-jutsu bezeichnete. Batto-jutsu kann als Methode des „schnellen Schnittes“ bezeichnet werden. Was Jinsuke Shigenobu hervorbrachte war eine Methode bei welcher der Übende alleine ( gegen sich selbst ) seinen Geist so auf die Bewegung des Schwert konzentriert dass er eine Art der Meditation erreicht. Diese Form wird allgemein als das Fundament des „modernen“ Iaido angesehen.
Iaido als Kunst und Geisteshaltung ist traditionell stark mit dem ZEN Buddhismus verbunden.
Begriffe wie z.B. ki, hara, zanshin werden durch lebenslanges Üben auf dem Weg „do“ erfahren.
Der Weg ist das Ziel, ankommen wird man nicht.
Iaido ist ein „Kampf“ gegen sich selber, welcher ein Leben lang dauert, einem aber gerade in der heutigen, hektischen Welt die Ruhe, Gelassenheit und Überlegenheit gibt.
Quellenangabe:
Iaido: Die Kunst, das Schwert zu ziehen / Roland Habersetzter
Samurai ZEN: Scott Shaw
Iaido Sword: Richard W. Babin
Text: Beat Baumberger