Was ist Iaido?

Die Kunst des Schwertziehens – Geschichte, Philosophie und moderner Nutzen
Iaido wird oft als «die Kunst des Schwertziehens» bezeichnet, doch hinter diesem Begriff verbirgt sich weit mehr als die reine Technik. Iaido ist eine traditionelle japanische Kampfkunst, deren Ursprünge bis zu den Samurai des feudalen Japans zurückreichen. Damals wurde das Schwertziehen nicht nur als Mittel zur Selbstverteidigung gelehrt, sondern auch als Weg, den eigenen Geist zu schärfen und innere Stärke zu entwickeln. Heute dient Iaido vor allem der Selbstentwicklung und ist eine Quelle der Ruhe und Konzentration in einer hektischen Welt.

Eine Reise durch die Geschichte
Die Grundlagen des heutigen Iaido gehen auf den legendären Samurai Hayashizaki Jinsuke Shigenobu (1546–1621) zurück. Nach Jahren der Meditation entwickelte er die ersten Techniken des «Batto-jutsu» – der schnellen, präzisen Kunst des Schwertziehens. Diese Techniken wurden über Jahrhunderte verfeinert und später als Iaido bekannt. Auch im modernen Iaido spiegelt sich der Geist und die Disziplin der Samurai wider: Der Schwertkämpfer kämpft nicht gegen einen äußeren Gegner, sondern arbeitet daran, den eigenen Geist und Körper zu meistern.

Philosophie und Sinn von Iaido
Iaido bedeutet wörtlich «Der Weg des passend Seins» und beschreibt eine Geisteshaltung, in der man mit jeder Situation im Einklang ist. Es ist eine Disziplin, die Ruhe, Achtsamkeit und Selbstkontrolle erfordert. Die Praktizierenden lernen, ihren Körper präzise zu koordinieren und ihren Geist auf jede Bewegung zu fokussieren. Dabei geht es nicht um das Bezwingen eines Gegners, sondern um den inneren «Kampf» mit sich selbst – eine unaufhörliche Reise zu mehr Gelassenheit, Klarheit und Stärke.

Im Iaido spielen Prinzipien wie «Katsu Jin Ken» (Das Leben schenkende Schwert) und «Saya no Uchi no Kachi» (Sieg mit dem Schwert in der Scheide) eine wichtige Rolle. Sie vermitteln, dass der wahre Sieg darin liegt, das Schwert gar nicht erst ziehen zu müssen. Im Gegensatz zum Iaijutsu, bei dem das Schwert früher zum Schutz und Kampf eingesetzt wurde, liegt im Iaido die höchste Kunst darin, Aggression zu vermeiden und das Leben zu respektieren.

Der heutige Nutzen von Iaido
In der modernen Welt ist Iaido ein wertvolles Mittel zur Selbstverbesserung. Die wiederholten, präzisen Bewegungen der Kata (festgelegte Übungsformen) fordern nicht nur körperliche Disziplin, sondern auch geistige Klarheit und innere Ruhe. Durch das Üben dieser Kata lernt man, sich auf den Moment zu konzentrieren, sich selbst zu reflektieren und ein tiefes Verständnis für Bewegung, Timing und Gleichgewicht zu entwickeln.

Für viele Praktizierende ist Iaido eine Form der Meditation in Bewegung. In einer Zeit, die von Stress und Reizüberflutung geprägt ist, bietet Iaido einen Weg, inneren Frieden und Konzentration zu finden. Die Übungen schulen nicht nur die körperliche Stärke, sondern fördern auch Eigenschaften wie Geduld, Ausdauer und Selbstkritik – Qualitäten, die im Alltag von großem Wert sind.

Die Ästhetik und Eleganz der Bewegungen, wie wir sie in Samurai-Filmen bestaunen, sind ein prägender Aspekt des Iaido. Jede Bewegung ist kontrolliert, fließend und voller Würde – ein Spiegelbild der Samurai-Tradition. Diese harmonischen, kunstvollen Techniken vermitteln die zeitlose Schönheit und Kraft des Schwertes und faszinieren nicht nur den Ausübenden, sondern auch den Betrachter.

Prüfungen und Wettkämpfe im Iaido
Im Iaido gibt es ein strukturiertes Prüfungs- und Wettkampfsystem, das von der All Japan Kendo Federation (Zen Nihon Kendo Renmei) geregelt wird. Prüfungen bewerten das technische Können, die innere Haltung und das Verständnis der Kata der Teilnehmer. Die Graduierungen reichen von Kyu-Graden für Anfänger bis hin zu den Dan-Graden für Fortgeschrittene. Bei Wettkämpfen geht es jedoch nicht um direkten Kampf, sondern darum, Kata in höchster Präzision und mit korrektem Geist auszuführen. Die Teilnehmer werden von einem Komitee aus erfahrenen Lehrern und Prüfern bewertet. Dieses System ermöglicht es den Praktizierenden, ihren Fortschritt kontinuierlich zu reflektieren und zu verbessern, während sie die Kunst des Iaido vertiefen.

Ein Weg, der nie endet
Iaido ist kein Sport und auch kein Wettkampf. Es gibt kein «Ankommen», sondern nur den Weg selbst. Jeder Schritt auf diesem Weg, jede Bewegung mit dem Schwert, bringt uns näher zu einem Zustand innerer Ausgeglichenheit und Achtsamkeit. Im KENSEN IAIDO Winterthur folgen wir der Linie von Muso Jikiden Ryu – eine Tradition, die das Erbe der alten Meister bewahrt und zugleich den Weg für moderne Übende öffnet.

Text: KENSEN IAIDO Winterthur